Entspannen Sie sich, Herr Ackermann!

Am Samstag publizierte Jürg Ackermann im Tagblatt einen Leitartikel zu einer Interpellation des Kantonsrates zur Frühförderung. >>> lesen Sie den Leitartikel hier

 

Hier folgt meine Entgegnung:

Die politische Diskussion rund um das überparteilich anerkannte und wichtige Thema der Frühförderung krankt an persönlichen Nabelschauen. Dass sich der Leiter für überregionale Ressorts des Tagblatts in einem Leitartikel einer solchen hingibt, stimmt nachdenklich. Wenn er den Interpellationstext genau gelesen hätte, hätte er unschwer feststellen können, dass die Interpellanten Elternkurse fördern und verbilligen möchten. Es steht dort nichts von einem Obligatorium. Es ist ja auch schön, dass er damals – vermutlich vor Jahrzehnten - mit Bauklötzen und Playmobil spielen durfte. Das

machen viele unserer aktuellen Kinder auch noch; unter vielem anderem. Die Welt hat sich aber seither gewaltig verändert. Das fordert viele heutige Eltern und deren Kinder gleichermassen. Erschreckend viele sind überfordert. Weiter plädiert er, endlich die totale Chancengleichheit aller Kinder als Utopie zu

akzeptieren. Vielleicht würde er besser unsere Kantonsverfassung zur Hand nehmen, wo sich alle St. Galler anno 2001 in Art. 10 ebendiesen Auftrag gegeben haben, sich für die Chancengleichheit auf allen Stufen einzusetzen. Prof. Rolf Dubs hat in einem denkwürdigen Aufsatz vor zehn Jahren diese Chancengleichheit kritisch gewürdigt und fordert seit Jahren, wenigstens die gleichen Startchancen für Kinder in der Schule anzustreben. Und in diese Richtung zielt die Interpellation. Wir müssen Wege finden, um überforderte Eltern einen Ausweg für Ihre Kinder finden zu lassen. Das ist nicht nur wichtig sondern auch dringlich. Bei Kleinkindern wirken sich Fehlentwicklungen durch unsachgemässe Erziehung, Vernachlässigung, zu wenig Bewegung, zu viel Medienkonsum, unausgewogene Ernährung, schlechte Sprachvorbilder und weiteres besonders fatal aus und sind vom Schulsystem in den folgenden Jahren kaum zu kompensieren. Deswegen sind Bestrebungen, die Eltern nachhaltig stärken, zu unterstützen. Eltern, die das nicht nötig haben, können entspannt zurücklehnen. Ich empfehle Herrn Ackermann einmal einen Besuch in einem Kindergarten. Die Heterogenität dort war leider noch selten so gross. Das hat mit den zu unterschiedlichen Startchancen zu tun. Und das ist nicht in Ordnung.

 

Guido Etterlin

Stadtrat und Schulratspräsident Rorschach, Kantonsrat, Rorschach

 

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