Der Kanton als Medienhaus?

Überlegungen zur Schulzeit, der neuen Zeitschrift des Bildungsdepartmentes

Geht die Zeitschrift, respektive die Themensetzung über die Informationspflicht der Regierung hinaus?

Die Zeitschrift geht klar darüber hinaus. Die Mehrzahl der Artikel in der Schulzeit sind gefällige Geschichten rund um schulische Allgemeinplätze. Das ist nicht Aufgabe einer Regierung oder eines Departementes sondern der Medien. Es gilt zudem zu bedenken, dass Schule im Schulzimmer stattfindet. Lehrpersonen, Schulleiter und lokale Schulbehörden informieren die Eltern und die Steuerzahlenden sehr gut über alles, was in der Schule läuft. Die zusätzliche Informationsoffensive schafft sogar Doppelspurigkeiten und ist unnötig.

 

Weshalb ist die Schulzeit eine, respektive keine Behördenpropaganda?

Noch ist die Schulzeit kein Propagandainstrument der Behörde, könnte aber jederzeit zu einem werden. Problematisch ist es, weil der Kanton seinen bisherigen Rahmen der sachlichen und objektiven Information ausdehnt und damit die Zusammenarbeit mit den Medien verändert. Mit der Schulzeit ist der Kanton auf einen Schlag selber Medienhaus und das lehne ich ab. Das ist nicht im Sinne unserer demokratischen Ordnung. Kritisch beurteile ich das Interview mit Stefan Kölliker in der Schulzeit. Es dient eher der Selbstdarstellung denn der sachlichen Information. Dass das St. Galler Stimmvolk klar für den Verbleib in HarmoS gestimmt hat, ist hinlänglich bekannt. In der Schulzeit wird auch gegen journalistische Regeln verstossen. Der kantonale Lehrmittelverlag ist Inserent in der Schulzeit und gleichzeitig erscheint eine Publireportage über ihn, ohne dass sie als solche bezeichnet wird.

 

Ist es problematisch, respektive unproblematisch, wenn sich Departementsvorsteher/-vorseherinnen derartige Sprachrohre schaffen?

Stellen Sie sich vor, jedes Departement würde solche Zeitschriften herausgeben, das gäbe ja einen regelrechten Informations- und Geschichtensalat. Es interessiert deshalb besonders, wie sich die Regierung zum publizistischen Alleingang des Bildungsdepartementes stellt. Der Kanton würde besser seinen unübersichtlich gewordenen Webauftritt verbessern.