Res Lerch vom RorschacherEcho portraitiert in loser Abfolge die Mitglieder des Stadtrates um der Bevölkerung die Arbeit der Mitglieder der Rorschacher Exekutive näher zu bringen.
In zwei Behörden tätig
Guido Etterlin ist seit 2006 Stadtrat und Schulratspräsident in Rorschach und Vizestadtpräsident seit 1.1.2021. Der gelernte Betriebsökonom HWV/FH und pat. Rechtsagent hat zudem einen CAS in Personalentwicklung und einen CAS in Excellence in HR-Consulting, ZHAW, School of Management and Law, in Winterthur absolviert. Er ist mittlerweile 56 Jahre alt, verheiratet mit Karin und Vater einer erwachsenen Tochter. Und eventuell sogar bald Regierungsrat. Doch dazu später mehr.
«Ich bin in erster Linie vom Volk als Schulratspräsident gewählt und in dieser Funktion automatisch Mitglied des Stadtrates. Während die Verantwortung für die klassischen Stadtaufgaben beim Stadtpräsidenten liegen, sind die Belange der Schule mir zugeteilt», sagt Guido Etterlin, «und dazu gehören neben der Volksschule auch die Musikschule, die Frühförderung, die Bibliothek und die Fachstelle. Alle strategischen Aufgaben rund um die Schule werden im Schulrat behandelt, dem Guido Etterlin vorsteht. Er ist somit gleich in zwei zentrale Behörden integriert und somit im wahrsten Sinne des Wortes tagtäglich mit wichtigen Fragen rund um die Weiterentwicklung der Stadt Rorschach konfrontiert.
Ein stetes Geben und Nehmen
Die Arbeit in beiden Räten empfindet Guido Etterlin als sehr konstruktiv und vor allem zukunftsorientiert. «Die Konsensfindung funktioniert ausserordentlich gut. Auch wenn es ein stetes Geben und Nehmen ist, so haben wir sowohl im Stadt- wie auch im Schulrat immer das Wohl der Stadt im Fokus», sagt er.
Auch ihm ist klar, dass wenn man über die Zukunft spricht, immer die Kinder mit ihren Familien eine ganz zentrale Position einnehmen. «Im Grunde genommen machen wir unseren Job für sie und immer, wenn es um Kinder geht, ist natürlich auch viel Emotionalität im Spiel. Bei rund 900 Schülerinnen und Schülern und parallel dazu rund 1'500 Elternteilen ist es eigentlich ganz natürlich, dass nicht immer alles in Minne verläuft. Aber bisher haben wir mit unserer Strategie, bei sich abzeichnenden Problemstellungen genau hinzuschauen und frühzeitig zu reagieren und gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen, eigentlich grossmehrheitlich Erfolg». Aber ebenso klar ist, dass beispielsweise bei der Schuleinteilung unmöglich alle Wünsche erfüllt werden können. Die individuellen Wünsche der Erziehungsberechtigten werden anspruchsvoller.
Rorschach wandelt sich rasant
Rorschach gehört heute schon zu den am dichtesten besiedelten Gemeinden der Schweiz. Mit einer Gesamtfläche von rund 1,7 km2 und einer Bevölkerungszahl von knapp unter 10'000 Menschen ist dies nicht verwunderlich. «Als Rorschach ‘nur’ noch rund 8'300 Bewohnende aufwies, hat der damalige Stadtrat entschieden, das Steuer herumzureissen. Allein die Tatsache, dass wir aktuell die 10’000er-Linie wieder vor Augen haben, verdeutlicht, dass diese Entwicklung Spuren hinterlässt. Nicht nur in der Demographie der Bevölkerung, sondern im Alltag.
Diese Entwicklung macht natürlich auch vor der Schule nicht Halt. Wenn sich die Entwicklung der Bevölkerungszahl der absehbaren 11’000er-Marke annähern sollte, dann hat das Auswirkungen auf den Schulbetrieb. «In Rorschach liegt die Schülerzahl bei 900 Schülerinnen und Schülern, was 9,3 % der Bevölkerung entspricht. Dieser Wert liegt stark unterhalb des kantonalen Durchschnitts. BIn der Zukunft werden wir Platz brauchen für gut 10 bis 15 zusätzliche Klassen. Schulrat wie auch Stadtrat sind sich dieser Herausforderung bewusst und befassen sich im Rahmen der neuen Richtplanung mit entsprechend notwendigen Massnahmen. Da sind wir also auf Kurs», so Guido Etterlin.
Und da hat dann Guido Etterlin auch ein Anliegen: «Ich wünschte mir, dass sich die Einwohnerinnen und Einwohner noch stärker in den verschiedenen Mitwirkungsverfahren einbringen würden. In der Schule haben wir zur Stärkung der Partizipation neben den Elternräten nun auch einen schulischen Beirat geschaffen. Und selbstverständlich steht auch meine Bürotüre offen für Anliegen.»
Auch Kinder sollen mitreden und mitgestalten
Die Entwicklung der Stadt Rorschach ist für Guido Etterlin eng mit Kindern und Familien verbunden. Seine im Titel genannte Aussage widerspiegelt sich in diesem Interview immer wieder. Nebst der grossen Siedlungsdichte sind ihm deshalb die Ausgleichsflächen in der Stadt besonders wichtig. «Wir müssen trotz der engen Verhältnisse auch Platz haben, wo wir uns alle wohl fühlen. Und mit ‘alle’ meine ich Kleinkinder, Schüler:innen, Erwachsene im Erwerbsalter und natürlich auch die Rentner:innen. Allein die Zahl der Menschen, die in unserer Stadt leben, ist kein Garant für eine nachhaltige Entwicklung», ist Guido Etterlin überzeugt.
Der rasante Wandel der Stadt sei eine echte Herausforderung. Nicht nur auf der politischen, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. «Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass wir in Rorschach auch wegen der konstruktiven Konsensfindung immer wieder Erfolgsgeschichten geschrieben haben. Es zeichnet sich nicht ab, dass sich daran etwas ändern sollte. Und wenn wir diesen Elan weiter pflegen und vorantreiben, dann sind zumindest die Weichen richtig gestellt. Und wenn es uns dann sogar noch gelingt, die Kinder auch in städtischen Belangen noch stärker partizipieren zu lassen, dann dürften wir auch auf dem richtigen Weg sein», so Guido Etterlin. «Ich denke da auch an die bevorstehende Sanierung des Strandbades und wie wir die 500'000 Franken für eine Minigolf-Anlage ausgeben werden.»
Wenn’s passt, dann passt’s…
Angesprochen auf seine Ambitionen auf einen Platz in der St.Galler Kantonsregierung bleibt Guido Etterlin ziemlich gelassen. «Wahlen dieser Art sind ein öffentlicher Prozess. Dass ich mein Interesse angemeldet habe, ist einerseits mein demokratisches Recht und andererseits auch eine Chance, in meiner politischen Tätigkeit etwas zu verändern. Ich möchte aber betonen, dass keine Verschleissanzeichen in meinen Rorschacher Behörden sichtbar sind. Ende Oktober wird die SP St.Gallen entscheiden, wie es da weitergeht. Ich bin aber überzeugt, dass ich die Voraussetzungen für das Amt eines Regierungsrates mitbringen würde. Und der Rest ist ganz einfach: Wenn’s passt, dann passt’s und wenn nicht, ist es halt so. Aber niemand soll daran zweifeln, dass ich bei einer Nichtnomination oder eben Nichtwahl nicht weiterhin mit viel Herzblut für Rorschach arbeiten werde.
Seine Liebe zum Theater und zum Tango
Politiker sind zum Glück auch Menschen und haben nebst Sitzungen und dem Bewältigen von Aktenbergen auch noch Freizeit. Guido Etterlin weiss, wie wichtig ein Ausgleich zum manchmal auch
stressigen Alltag ist. «Ich bin seit rund einem Vierteljahrhundert beim Theater Sinnflut aktiv, bin da selbst auf der Bühne gestanden und habe heute grosse Freude daran, als Präsident dieses
Vereins zu wirken. Da unsere Aufführungen in Rorschach jeweils stets ausgebucht sind, scheint mir dieser Job sehr sinnstiftend zu sein», freut er sich.
Und er verrät zum Schluss des Interviews noch eine weitere Leidenschaft. «Mit meiner Frau Karin tanze ich seit nun doch auch schon 15 Jahren leidenschaftlich Tango.»
Rest Lerch
für Stadtinfo und RorchacherEcho